Samstag, 18. August 2007

Das System frisst sich selbst

Inzwischen sind die Zelte in Mallorca aufgeschlagen, von wo es dann auf den mehrwöchigen Segeltörn geht. Noch bleibt etwas Zeit und so kann man ruhig und entspannt weg von der Börsenhektik sich einige Gedanken machen.

Die letzten Jahre waren durchaus sehr börsenertragsreich. Man denke nur an ABB aber auch viele andere. Dass hier einmal der Punkt kommen muss, wo man Gewinne realisiert, erstaunt auch nicht weiter. Der Anlass gab die Subprime-Krise und in Folge derer, scheint sich das aufgeblaste und über Leichen gehende Finanzsystem langsam selbst aufzufressen.

Für mich war die Spezies der gierigen Geldvermehrer (sprich Grossbanken und das ganze unter wohlklingenden Namen angehängte System) schon immer höchst fragwürdig, seit die alte Garde der noch mit ethischen Grundzügen operierenden Bänkler abgetreten ist. Eine "Industrie", welche nur damit Geld verdient, dass andere abgezockt werden. Eine für die Weltwirtschaft tickende Zeitbombe, im Gegensatz zu Firmen, welche echte industrielle Wertschöpfungen erbringen. Leistungen, die sich nicht einfach in nichts auflösen, wenn es an den Finanzmärkten kracht.

Ich habe gar kein Mitleid mit den Bänklern und ich würde nicht einmal meinen dümmsten Sohn auf eine Bank schicken. Denken Sie das nächste mal kurz nach, wenn Sie bei einer Grossen um einen Hypokredit nachsuchen und sich bis auf die Unterhosen ausziehen müssen, um ihre Sicherheiten prüfen zu lassen. Drehen Sie den Spiess um. Was bietet Ihnen denn die Bank für Sicherheiten? Wieso geben Sie denen ihr Geld gegen einen lächerlich geringen Zins, damit die Golduhren behangten Jungs vor ihren breiten Monitoren Ihr gutes Geld auf den internationalen Märkten verzocken. Zu guter Letzt wird Ihre Hypothek gekündigt, weil die Bank neues Geld braucht, dass man Ihnen vorgängig billig abgeläschelet hat oder Sie bezahlen die Zeche mit höheren Hypozinsen, weil nun das Risikokapital wegen der Subprimekrise teurer geworden ist.

Nüchtern betrachtet hat die Krise ihr Gutes, wenn damit alle in den letzten Jahre gebildeten Finanzgeschwüre absterben. Die Investoren werden sich wieder auf gute solide Aktienwerte besinnen.

Solange man in Sachen Subprime immer noch mehr oder weniger gleich viel weiss wie vor Wochen, würde ich eine abwartende Haltung einnehmen, bzw. Erholungen zum shorten nutzen. Ich schätze, dass die letzten zwei Wochen bei vielen Normalanlegern beträchtlich negative Implikationen hinterlässt, wo es längere Zeit brauchen wird, bis wieder Vertrauen in den Markt hergestellt ist. Es ist zu erwarten, dass noch sehr viele darauf warten, um höhere Kurse zum abbauen ihrer Positionen zu nutzen. Denn viele der eher längerfristig disponierenden Investoren sind mit Aktien noch gut im Gewinn und bei den nebulösen Aussichten (trotz kosmetischen FED-Massnahmen) ist es ratsam, Kassa zu machen und die Gewinne ins trockene zu bringen. Einsteigen kann man immer wieder aber die Gier sollte nun wirklich unterdrückt werden. Abgesehen davon kann man mit entsprechenden Instrumenten auch in fallenden Märkten gutes Geld verdienen.

Selbstverständlich wird es für kurzfristig orientierte Trader in diesen Tagen lukrative Chancen geben. So würde ich mich auch ausrichten, wenn ich nicht ferienbedingt börsenabstinent wäre. Im Oktober betrachten wir das ganze dann wieder aus Neue.

Gueti Zyt, hasta la vista
Oekonom


macht was draus, aber machets guet...